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Muharram – Der Trauermonat


Muharram ist nicht nur der erste Monat im islamischen Kalender, sondern für viele Muslime auch ein Monat der Trauer und des Gedenkens. Dabei haben die ersten zehn Tage des Muharram eine ganz besondere Bedeutung. Der Grund hierfür ist das Martyrium von Imam Husseyn, dem Enkelsohn des Propheten Muhammad.

Es war im Monat Muharram 61 nach der Auswanderung (hidschra), als Imam Husseyn, seine Familienangehörigen und seine treuen Gefährten von den Truppen des damaligen Kalifen Yazid in Karbala umzingelt wurden. Imam Husseyn und seine Anhänger sollten gezwungen werden den Kalifen Yazid anzuerkennen. Doch sie lehnten das unrechtmäßige und unterdrückerische Kalifat von Yazid ab.

Stattdessen forderten sie einen gerechten islamischen Staat mit einem legitimen Führer an der Macht. Yazids Politik gefährdete die Essenz des Islams, deshalb erhob sich Imam Husseyn gegen ihn. Allahs Gesetze sollten nicht länger missachtet werden und die barbarische Unterdrückung der Bevölkerung endlich aufhören.


Die Vorgeschichte – Kulturislam und Entstellung des Islam

Yazid hatte das Kalifat von seinem Vater Muawiya geerbt. Obwohl es im Islam keine Erbmonarchie gibt, hatte sein Vater Muawiya ihm das Kalifat unrechtmäßigerweise übergeben. Während der Herrschaft von Muawiya wurde der Islam vollkommen entstellt. Yazid war gewillt den unislamischen Weg seines verstorbenen Vaters fortzuführen.

Auf staatlicher Anordnung wurde ein Kulturislam gelehrt, der nur noch in Ansätzen etwas mit dem ursprünglichen Islam zu tun hatte. Alles wofür Prophet Muhammad gekämpft hatte, wurde schrittweise wieder abgeschafft. Die vorislamischen Sünden kehrten zurück in die Öffentlichkeit (Alkoholkonsum, Glücks- und Wettspiele, Prostitution, …). Unmoral und sündhaftes Verhalten bedrohten die muslimische Gemeinschaft.


Yazid fürchtet Husseyn als Anführer

Prophet Muhammad war es einst gelungen, die verfeindeten arabischen Stämme zu vereinen und einen idealen islamischen Staat zu gründen. Nur 50 Jahre nach seinem Ableben war von diesem islamischen Staat nicht mehr viel übrig. Muawiya und Yazid hatten eine grausame Diktatur errichtet.

Da Imam Husseyn der Enkel des Propheten Muhammads war und Yazids unislamische Politik ablehnte, fürchtete sich der Kalif vor ihm. Yazid beauftrage seine Truppen Imam Husseyn und seine Anhänger zum Treueschwur zu zwingen. Um der Gewalt aus dem Wege zu gehen, beschloss Imam Husseyn zunächst, zusammen mit seinen Familienangehörigen und einigen treuen Gefährten, Medina zu verlassen und nach Mekka auszuwandern.

In Mekka angekommen erfuhr er von Yazids neuen Mordplänen gegen ihn. Imam Husseyn wusste, dass er nichts gegen Yazid ausrichten konnte, denn seine Soldaten würden ihn früher oder später stellen. Um jedoch Mekka als heilige Stadt vor einem Blutvergießen zu schützen, beschloss er in Richtung Kufa weiterzuziehen. Die Einwohner von Kufa hatten ihm geschrieben und versichert ihn im Kampf gegen Yazid zu unterstützen.


Hinrichtung von Muslim ibn Aqil als Warnung

Auf dem Weg nach Kufa, erfuhr Imam Husseyn von der Ermordung seines Cousins Muslim ibn Aqil. Muslim war bereits vorab nach Kufa gesandt worden, um Imam Husseyn über die dortige Situation zu informieren. Als Yazid durch seine Spione davon erfuhr, wurden Suchtruppen organisiert, die Muslim ibn Aqil durch die Stadt jagten. Muslim gelang es anfangs noch unterzutauchen, aber schon bald hatten die Suchtruppen des Kalifen seinen Versteckplatz ausfindig gemacht.

Das Haus, indem sich Muslim ibn Aqil versteckt hielt, wurde von 500 Soldaten umstellt. Muslim kam mit einem Schwert bewaffnet heraus und verteidigte sich tapfer, bis er keine Kraft mehr hatte. Die Soldaten nahmen ihn fest, brachten ihn auf das Dachpalast von Kufa und warfen ihn hinunter. Er fiel auf den harten Erdboden und verstarb noch vor Ort an seinen schweren Verletzungen. Seine Hinrichtung sollte eine deutliche Warnung an alle Einwohner von Kufa und Sympathisanten von Imam Husseyn sein.


Das Massaker von Karbala

Imam Husseyn und seine Anhänger waren noch auf dem Weg nach Kufa, als sie in der Wüste von Karbala von den Truppen Yazids umzingelt wurden. Über eine Woche lang wurden sie belagert und schikaniert. Doch Imam Husseyn und seine Anhänger ließen sich nicht zum Treueschwur zwingen. Sie waren nicht bereit die Entstellung des Islams und die Unterdrückung der Bevölkerung hinzunehmen, nur um ihr eigenes Leben zu retten und ein unfreies Leben zu führen.

Am 10. Muharram wurde die Belagerung schließlich gewaltsam beendet. Yazids Truppen metztelten die Anhänger von Imam Husseyn vor seinen Augen nieder. Ein Meer aus Bogenpfeilen prasselte auf ihre Körper. Schwerthiebe trennten ihre Gliedmaßen ab. Während man die Frauen am Leben ließ und als Sklavinnen mitnahm, wurden die Köpfe der getöteten Männer getrennt und als Trophäen auf den Lanzenspitzen gespießt.

Anschließend marschierten die Soldaten zusammen mit den festgenommenen Frauen und den aufgespießten Köpfen durch die brennende Wüste in Richtung Damaskus. Vor dem Palast des Kalifen Yazid angekommen ließen sich die Soldaten als Helden feiern. Sie hatten ihren schrecklichen Auftrag erfüllt und 72 unschuldige Menschen getötet.


Muharram ist Husseyns Monat

Seit diesen furchtbaren Ereignissen gilt Muharram, der erste Monat des islamischen Kalenders, als Trauermonat. Es gibt in der menschlichen Geschichte kaum ein ähnliches Beispiel, wo eine kleine Gruppe unter so schwierigen Umständen Widerstand leistete gegen Zwang und Unterdrückung, und für Freiheit und Islam.

Während Yazid als Tyrann in die Weltgeschichte einging, sind Husseyns Botschaften lebendiger denn je. Jedes Jahr gedenken Muslime auf der ganzen Welt Husseyn und seinen Anhängern. Ihnen, den 72 Märtyrern von Karbala, sind die ersten zehn Tage des Monats Muharram gewidmet.


von Mohamed D.

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